Heimatmuseum in der NR
Der nachfolgende Artikel erschien am 11.12.2021 in der Norddeutschen Rundschau
Birgit Wiese spendet eine Glocke
Das 30 Kilogramm schwere Exponat aus Heiligenstedten kommt ins Heimatmuseum
Von Joachim Möller
Sie ist über 100 Jahre alt, gut 30 Kilogramm schwer und hat noch einen satten Klang:
Die gusseiserne Glocke, die vor dem Zweiten Weltkrieg im Alsenwerk in Itzehoe zur Pause läutete und jetzt im Heimatmuseum Lägerdorf hängt. Birgit Wiese aus Heiligenstedten spendete die Glocke der Lägerdorfer Einrichtung um Museumsleiter Uwe Erickson.
Das Exponat fristete seit mehr als 50 Jahren ein tristes Dasein in der Scheune der Familie Wiese. Bernhard Wiese, der Großvater ihrer Mannes Herbert, hatte die Glocke 1945, nach seinem Ausscheiden als Direktor des Itzehoer Zementherstellers Alsen, mit auf seinen Hof nach Heiligenstedten genommen. Diesen Forst- beziehungsweise Bauernhof samt größerer Ländereien hatte Wiese 1935 nach der Auflösung des Gutes Julianka gekauft.
Birgit Wiese wollte die Glocke gern dem Nachfolge-Unternehmen Holcim zurückgeben und kam so mit Holcim-Mitarbeiter Jens Breiholz in Verbindung. Dieser informierte seinen Vater Willi, der jahrzehntelang für das Unternehmen tätig war und Experte für die Zement-Industriegeschichte von Lägerdorf und Itzehoe ist.
Nach seinen Recherchen stammt die Glocke aus dem Jahr 1912 und wurde bei der Firma Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation (BVG) hergestellt und nach Itzehoe geliefert. „Im Alsen-Werk Itzehoe muss sie in der Schmiede gehangen haben und wurde zu Arbeitsbeginn, zu Arbeitsende sowie zu Pausen angeschlagen“, sagt Willi Breiholz. Üblicherweise hätte einer der Lehrlinge jeweils eine Woche Glockendienst, las die Uhr ab und schlug die Glocke an.
Als neuen Standort favorisierte Willi Breiholz das Lägerdorfer Heimatmuseum, denn dort werde die Glocke von vielen Besuchern gesehen, anders als bei seinen beiden alternativen Standortideen Holcim Lägerdorf und Planet Alsen Itzehoe. Museumsleiter Uwe Erickson nahm die Spende nicht nur dankbar entgegen, sondern verlieh der teilweise verrosteten Glocke eigenhändig neuen Glanz. Auch eine Zeichnung für den schweren Aufhängearm, der in der Holcim-Lehrlings-Werkstatt hergestellt wurde, fertigte er an. „Es ist schön, dass die Glocke jetzt hier ihren Platz gefunden hat“, sagt Birgit Wiese.